Heute aus meinem Künstlertagebuch: Der Puddle Pour!
Eines von mir heiß und innig geliebten Methode fürs Acrylpouring ist der Puddle Pour (= Pfützentechnik). Die Erfahrung zeigt mir, dass ich damit sehr schöne Ergebnisse erziele kann, die jedes mal wieder einzigartig sind und mich in erstaunen versetzen.Viele denken, dass der Puddle Pour etwas sehr komplexes und schwieriges ist. Wenn Du jedoch ein Auge für Farben und deren Kombination hast, wird es Dir nicht schwer fallen einen Puddle Pour zu kreiiern. Lies hier, wie ich vorgehe.
Wie beginne ich?
Zu allererst bereite ich Dich Farben vor. Mein übliches Vorgehen, nicht nur für einen Puddle Pour ist das Anmischen. Ich habe im Vorfeld ein Bild vor Augen, davon eine Idee welche Farben ich nutzen möchte und was gut zusammen aussehen kann. Die Farben mische ich immer gleich bis sie eine honigartige Fließkonsistenz haben. Hierbei nutze ich ca. 1/2 Farbe, ca. 1/4 Pouringmedium und ca. 1/4 Wasser. Ein ganz genaues Mischverhältnis kann ich Dir nicht nennen, denn ich arbeite nach Gefühl. Ich gebe solange Wasser hinzu, bis ich die richtige Fließeigenschaft der Farbe erreicht habe.
Materialliste für einen Puddle Pour:
- Acrylfarbe
- Pouringmedium
- Wasser
- (Kein Silikon oder Kleber)
- Leinwand
- XXL Pinwandnadeln, um die Leinwand zu erhöhen oder Pappbecher zum Draufstellen
- Auffangschale, Zeitungspapier zum drunterlegen
- Küchenrolle
- Handschuhe / Schürze oder Arbeitskleidung, die schmutzig werden darf.
Wie geht es weiter?
Nun beginnt für den Puddle Pour in der Tat alles mit einer Pfütze. Hierbei solltest Du je nach Bildgröße zwei bis drei Kleckse Farbe auf die Leinwand geben. Wechsel hierbei die Farben und füge immer wieder mal weiß oder schwarz hinzu, je nachdem ob Du grundsätzlich ein dunkleres oder helleres Bild haben möchtest. Praxistip: Achte darauf, dass Du nicht nach jedem Klecks Farbe weiß oder schwarz nutzt, denn sonst nimmt diese Farbe deutlich Überhand. Jedes vierte Mal reicht in der Regel vollkommen aus.
Bei den Monocromen Bildern (Bildern, die nur aus einem Ton Farbe entstehen. Ein Bild in verschiedenen Blautönen z.B.) solltest Du auch immer schwarz oder weiß, oder beides, dazu geben. Der Kontrast der verwendeten Farbe wird dadurch besser hervorgehoben, nach meiner Erfahrung.
Also ein Klecks Farbe, dann gibst du einen Klecks einer anderen Farbe darauf, danach wieder eine andere Farbe, anschließend dann weiß. Die Varianten des Herangehens sind hierbei vielfältig und die Ergebnisse dadurch ebenso. Sei im Grunde einfach mutig auszuprobieren. Der Versuch, Farbe der Kosten willen einzusparen, behindert Dich nur in Deiner Kreativität. Und bedenke, dass Du nichts falsch machen kannst. In der Kunst gibt es kein richtig oder falsch. Es gibt nur ein: Ich bin mit meiner Kunst zufrieden oder nicht? Aber viel wichtiger: Ist mein Kunde zufrieden?
Wenn Du ausreichend Farbe mittels Pfützen auf die Leinwand gegossen hast und noch Restfarbe im Becher verblieben ist, dann gebe diese Restfarbe um die Pfützen herum auf die Leinwand, so dass die Farbe eine gute Fließgrundlage bietet. Selten gebe ich einen Grund weiß oder schwarz unter die Pfützen. Aber auch dies würde eine gute Fließfähigkeit der Farbe unterstützen. Wie Du siehst gibt es hierbei auch wieder verschiedene Herangehensweisen für ein einzigartiges Ergebnis.
Was geschieht nun? Die Farbe ist auf der Leinwand, aber das war doch noch nicht alles, oder?
Nun kommt der spannendenste Moment: Mit dem Finger einmal zügig durch die Farben streichen! Dadurch entstehen, wie bereits beschrieben, Reaktionen der Farbe durch die schnelle Bewegung. Es entstehen Linien, Verziehungen, Mixturen der Farbe. Alles Dinge, die wir bei einem solchen experimentellen oder abstrakten Bild suchen.
Finale …
Nun kommt der schmutzige Teil der Arbeit, weswegen Schürze, Handschuhe, Tropfschale, Papiertücher nicht fehlen dürfen. Die Farbe ist auf dem Bild und will komplett verteilt werden. Hierzu mußst Du die komplette Leinwand nacheinander in verschiedene Richtungen schwenken. In welche Richtung Du das Bild zuerst schwenkst, wie man schwenkt, wie steil oder flach, sind Erfahrungen, die mit der Zeit kommen. Viel Bewegung bringt viel Reaktionen, aber auch kann auch das Bild schnell zu unruhig werden oder gar Muster verloren gehen. Mach Dir vorher im Kopf ein Bild, was Du ungefähr erreichen willst: Will ich ein ruhiges Bild? Will ich viel von einer Farbe auf einer Seite? Möchte ich langezogene Muster, oder kurvige Rundungen? Bedenke, wenn Du Dein Bild in die eine Richtung zuerst kippst, verteilt sich der Rest dieser Farbecke am Schluß am Meisten über das Bild.
Anhand dieser Fragen schwenkst Du das Bild, bis die Farbe überall verteilt ist. Die Farbe soll dabei ruhig vom Rahmen herunterfließen – es gilt das Credo: Bewegung formt und erschafft Muster! Wenn Du zu wild herumschwenkst, hat die Farbe nicht Zeit zu reagieren und sieht schnell verwaschen, unausgewogen aus. Nimm Dir also unbedingt Zeit beim Schwenken.
Achtung: Nun noch die Feinarbeit, die jedoch oft vernachlässigt wird am Anfang und ebenso wichtig ist, wie das voll bedeckte Bild. Die Ecken sind nicht immer bedeckt, können daher gerne mit dem Finger nachbedeckt werden. Hierzu nutze ich die Spitze meines Zeigefingers, um die umliegende Farbe auf die unbedeckte Fläche zu streichen. Auf diese Weise gelingt es mir, das Muster des Bildbereichs sozusagen weiterzuführen.
Aus diesem Grund solltest Du Dir im Vorfeld bei größeren Bildern überlegen, ob Du nicht vorher den Rand und die Ecken mit einer Grundfarbe vormalst, so dass selbst wenn sie mit der Farbe nicht ganz bedeckt werden, nicht doch noch die weiße Leinwand durchscheint. Grundsätzlich ist bei großen Bilder eine Grundierung nicht verkehrt und etwas, was ich persönlich immer mache.
Fertig!? Hände waschen, Arbeitsplatz aufräumen und?
Nun kommt der Teil, den Du nicht so richtig beeinflussen kannst: Die „Reifung“ und Trocknung. Wie das Bild innerhalb dieser Zeit reagiert ist nicht mehr in Deiner Hand. Ebensowenig, ob die Farbe „aufreisst“. Du kannst nur im Vorfeld entsprechende Präperationen vorgenommen haben, die so etwas verhindern (auf die Flüssigkeit der Farbe achten, Pouringmedium wechseln).
Und trotz aller Vorbereitungen kommt es doch mal dazu, dass die Farbe „aufreisst“, sodass Du absolut nicht zufrieden bist. Die Farbflächen haben Risse bekommen, ganz so als würde die Erde aufgrund fehlenden Wassers austrocknen. Gut, es ist schade um das Material, dass benutzt wurde und doch hast Du dabei etwas gelernt. Etwas, was die Bücher einem nicht sagen können oder die Videos nicht gezeigt haben. In der Regel entstehen solche Risse, wenn die Farbe zu dickflüssig ist oder gar zu dünn. Cracking ist unschön, kann aber insgesamt dem Bild auch ein einzigartigen Touch geben. Entscheide selbst: Fehler oder Gewinn? Wenn Du Dich nicht dazu überwinden kannst einen Gewinn aus diesem Bild zu ziehen, dann hast Du zwei Möglichkeiten: Entweder Farbe wieder runterkratzen oder das Bild überpouren, denn zum Wegwerfen sind selbst die mißlungenen Versuche, in meinen Augen, zu schade.
Das Leben ist nicht vorhersehbar, das macht aber diese Form der Kunst auch so interessant. Jedes Bild ist anders, keines ist gleich, jedes ist für sich ein Unikat! Wer will so etwas nicht in seinem Wohnzimmer hängen haben und sagen, dieses Bild gibt es nur ein einziges Mal auf der Welt!
Voilà, fertig ist das Kunstwerk. Fertig ist der Puddle Pour!
Alles in allem ist diese Technik kein Hexenwerk. Wie in so vielen was das Acrylpouring betrifft ist es anfangs in der Tat eine Sache nach dem Motte Versuch und Irrtum. Jede Erfahrung, die Du hierbei machst ist wichtig und bringt Dich weiter an Dein Ziel. Nutze meine Erfahrung, nutze die Fehler, die ich bereits begangen habe, um, für Dich, zu dem perfekten Puddle Pour zu kommen. Nutze mein Wissen zu Deinem Profit. Hast Du Anmerkungen oder tolle Puddle Pour Bilder, schreibe in die Kommentare oder lass gerne ein schönes Bild als Kommentar da. Ich freue mich auf Dich!
Hallo. Ich steh ganz am Anfang. Von daher ist deine ausführliche Anleitung für mich eine sehr große Hilfe! Vielen lieben Dank. Liebe Grüße Conny
Moin Cornelia,
Dir weiterhin viel Spaß beim Pouring und vielen Dank für Dein liebes Lob.
Lieben Gruß, Ulla von PouringPaws